Brigitte Bruckner / Josef Mikl / Theresa Bruckner

11. Mär - 03. Apr 2011

"Das Familienleben ist ein Eingriff in das Privatleben"

Vernissage: Freitag,11.März 2011, 19.30 Uhr

Einf. Worte: Mag. Judith Schober
Dauer:bis 3. April 2011

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Brigitte Bruckner | Ausschnitte

„Brigitte Bruckner beschäftigt sich in ihren bisherigen Werken hauptsächlich mit Stillleben und Interieurs, die seltenen Portraits zeigen zumeist ihre Tochter Anna. Ansonsten dominiert der Alltagsgegenstand, der durch seine vermeintliche Einfachheit Symbolcharakter erhält.In der Darstellung von Koffern,Kleidungsstücken oder Schuhen geht es der Künstlerin um das Wesen der Dinge und sie verleiht mittels breiter Pinselführung und kräftiger Farbgebung ihren Bildern eine bescheidene, leise Monumentalität.“ Mag. Judith Schober

1963 in Linz geboren
1983-88 Akademie der bildenden Künste
lebt und arbeitet in Wien, Wörterberg und Altenmarkt / Zauchensee
Ausstellungsbeteiligungen u.a.: Essl Museum, Galerie im Traklhaus, NÖ Dok für Moderne Kunst, Werner Berg
Museum Bleiburg, Galerie Schloss Puchheim, Galerie Leonhard, Galerie Walker, Galerie Maier
Einzelpräsentationen u.a.: Galerie Wolfgang Exner, Galerie Maringer, Galerie Elisabeth Michitsch, Galerie Wolfrum,
Galerie Serafin, Galerie Figl
Bevor sie sich ganz der Malerei widmete, absolvierte Brigitte Bruckner das Studium der Restauration an der
Akademie der Bildenden Künste. Nach einem Studienaufenthalt in Berlin 1984, arbeitete sie 1985 und 1988 als
Josef Mikls Assistentin an der Sommerakademie in Salzburg. Zwischen 1994 – 96 war die Künstlerin schließlich
auch technische Mitarbeiterin ihres inzwischen angetrauten Ehemannes Josef Mikl bei seinem großen Staatsauftrag:
Der Gestaltung des 404 m2 großen Deckenbildes und der 22 Wandbilder des Großen Redoutensaals in der Wiener
Hofburg.
Zahlreiche Portraits dokumentieren das häufige, intensive, gemeinsame Arbeiten. Bis zu seinem Tod 2008 stellte
das Ehepaar oftmals gemeinsam aus. Dabei ergaben ihre konträren, malerischen Positionen neue Spannungen in der
Kunst des jeweilig anderen.
„Da hängen allein gelassene Kleidungsstücke an Kästen und lassen uns über das Leben ihrer Besitzer rätseln, fest
verschlossene Koffer und Truhen verbergen ihren Inhalt vor den neugierigen Augen des Betrachters und einander
zugewandte Fauteuils treten stellvertretend für ihre Besitzer in Diskurs miteinander. Hervorzuheben ist auch die
starke Betonung des Malerischen – die feucht aufgetragenen Farbe lässt Brigitte Bruckner stellenweise einfach
hinunter rinnen und baut die Rinnsale in die Komposition mit ein – und ein frei interpretierter Perspektivraum.“
(Sophie Cieslar, 2014 Textauszug)
„Nicht zuletzt durch die Photographie und der daraus folgenden Realitätsdebatte einerseits und der
kontrapunktischen Abstraktionsdebatte andererseits, haben wir vielfach aus dem Blick verloren, dass jedes Bild
immer eine Arbeit der visuellen Übersetzung von Vorstellung, Wahrnehmung und Welt ist. Malerei ist daher immer
auch Transsubstantiation, ein Schnittpunkt von Wirklichkeits- und Möglichkeitssinn.
Das Werk von Brigitte Bruckner vermag dies in besonderer Weise zu vermitteln: Nicht nur ist sie eine subtile
bildnerische Erzählerin, der es gelingt, Themen wie Interieur, Landschaft oder Portraits in aktueller Weise in die
kunsthistorische Form von Stillleben zu verwandeln. Im Gestus ihrer Malerei, dem dünnflüssigen Auftrag von Ölfarbe
in Verbindung mit einem fragmentarischen Pinselstrich sowie dem spezifischen Timbre der Farben gerinnen die
Bildwerke buchstäblich zu einer metaphorischen und melancholischen Autobiographie. Dem Stillleben inhärent, ist
das Moment der Zeitlichkeit ein Signum ihrer Malerei, deren erzählerischer Impetus wie von selbst ein lyrischer ist.“
(Carl Aigner, 2010 Textauszug)
www.brigitte-bruckner-mikl.com

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Josef Mikl +

Abstrakt, nicht gegenstandslos

1929 in Wien geboren, besuchte Mikl von 1946 bis 1948 die Grafische Lehr- und Versuchsanstalt und studierte anschließend bis 1955 Malerei bei Josef Dobrowsky an der Akademie der bildenden Künste. Rasch erarbeitete er sich den Ruf eines führenden Vertreters der österreichischen Abstraktion. Die Bezeichnung „gegenstandslos“ lehnte Mikl jedoch ab und verwies in einem Interview darauf, dass es zur Bildwerdung stets einen Inhalt brauche. Natur und Figur sind denn auch stets Inhalt seiner sensibel-kraftvollen gestischen Abstraktionen und malerischen Kompositionen.
Mikl war neben Maria Lassnig und Friedensreich Hundertwasser Mitglied im legendären Wiener Art Club, dem wichtigsten Künstlertreff der frühen 50er Jahre. Nach dessen Auflösung gründete er zusammen mit Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky und Arnulf Rainer 1956 die bekannte Galerie nächst St. Stephan, eine wesentliche Institution der Nachkriegsmoderne. 1968 vertrat der Maler Österreich bei der 34. Biennale in Venedig, 1969 wurde er an die Akademie der bildenden Künste berufen, wo er eine Meisterklasse für Malerei übernahm. 1997 wurde er emeritiert.

 

Theresa Bruckner

Sich selbst gefunden.

Die Künstlerin Theresa Bruckner hat die Fähigkeit, einen Raum binnen weniger Minuten mit einer selten so intensiv gespürten Lebensfreude und Zufriedenheit zu füllen. Verständlich, dass auch die Bilder dieser in den 70ern ihres Lebens angekommenen Frau Bände über ein erfülltes Leben sprechen. Die dreifache Mutter und achtfache Großmutter ist bei sich angekommen und teilt dieses wunderbare Gefühl nun mit den Besuchern im Ursulinenhof in Linz. Während sich die in Kroatien geborene Altösterreicherin in der ersten Zeit ihres Schaffens in ihren Zwanzigern und Dreißigern – unter anderem, um sich ein gutes „Körberlgeld“ zu verdienen – der Keramikkunst gewidmet hat, zeigt sie in der Ausstellung „Die Erinnerung an das Paradies“ Malereien der letzten Jahre.

Das Paradies im Hier & Jetzt. In der neuesten Bildserie thematisiert Theresa Bruckner das Paradies mit ihren Protagonisten Adam und Eva. Mit scheinbar fast unzubändigenden und gleichzeitig in klaren Strukturen angeordneten Farben und Mustern umspielt die Künstlerin jenes Paar, das den Ursprung der menschlichen Zivilisation darstellt. Dabei ist es natürlich die Verführung, der sie sich besonders intensiv widmet. Was war die Verführung eigentlich? Wer hat hier wen wozu verführt? Diese und andere Fragen wirft sie auf. Und vor allem betrachtet sie Eva: Einmal als das unberührte, jungfräuliche, naive Mädchen, ein anderes Mal als Wissende. Bruckner bringt intensive Farbspiele und Porträts in Zusammenhang und entwickelt daraus eine unverkennbare Bildsprache. In der gleichen Sprache arbeitet sie sich auch immer wieder in intensiven Arbeitsprozessen in der Natur an Landschaften wie jener des Aisttales, in dessen Nähe sie wohnt, oder am Meer ab.

Theresa Bruckner ist eine Künstlerin, die nicht nur in ihrer Arbeit faszinierend ist, sondern vor allem auch als weiser Mensch, der alle Seiten des Leben kennt und sich für seine schönen entschieden hat. Ihre Bilder sind ein Rückblick in der Menschheitsgeschichte genauso wie ein Rückblick auf ihr eigenes Leben.

Erschienen im Oberösterreichischen Kulturbericht – Folge 11 – November 2011