INGRID PRÖLLER im Bild verschwinden…
Einführende Worte:
Mag. Anneliese Geyer
OÖ. Kulturdirektion
Vernissage: Freitag, 25.1.2013.19:30 Uhr
Im Bild verschwinden
Eva Schürmann schreibt in ihrem Buch Sehen als Praxis: „Unter den Bedingungen der endlichen Bildfläche wird ein unendlicher Bildraum ansichtig, wird gewissermaßen etwas-als-etwas anderes gesehen, dessen imaginativer und imaginärer Charakter unendliche Interpretationen eröffnet.“[1] In ähnlichen Worten beschreibt Theodor Hetzer das Einlassen auf den Bildkörper bzw. das Konzept des ‚Bildleibes’: „Das Bild wird ein Etwas, ein Wesen, ein Leib mit seinem eigenen Lebensprinzip, mit Gesetzen, die nur in ihm Sinn und Geltung haben.“[2]
Als bildende Künstlerin beschäftige ich mich mit dem Bewusstsein, dass die Malweise eine Sichtbarmachung meiner Sehweise ist, dass im Sehen über das Sehen hinaus die Bewegung einer Ein-Sicht (Welt-Sicht?) möglich ist. Es ist diese ‚Sphäre dazwischen’, welche das Vermögen von gemalten Bildern ausmacht, sofern sie gelingt.
Der Titel der Ausstellung Im Bild verschwinden spielt metaphorisch mit den Begriffen von Wahrnehmung und Einbildungskraft, Intuition und Imagination: Auf dem Bild Vision nähert sich ein Mädchen einem farbig strahlenden, geheimnisvollen Licht, das durch eine lochartige Öffnung in einer Steinmauer sichtbar wird. Ist es ein Fantasieraum des Mädchens? Eine andere Dimension? Eine Vision? Was verbirgt sich dahinter? Allein die Fantasie und Vorstellungskraft des Betrachters ermöglichen es letztendlich, das Bild zu betreten – im Bild zu verschwinden…
[1] Eva Schürmann: Sehen als Praxis. Ethisch-ästhetische Studien zum Verhältnis von Sicht und Einsicht,
Frankfurt am Main 2008, S. 120.
[2] Theodor Hetzer in: Hans Christian Hönes, Wölfflins Bild-Körper, Zürich 2011, S. 106.