Es spricht : Landeskulturdirektor HR Dr. Reinhard Mattes
Begrüßung und Eröffnung durch VizeBGM Ernst Ennsberger
BIOGRAPHIE
*1956 in Linz , lebt und arbeitet in Königswiesen, Oberösterreich
1971 – 1973 Kunstschule der Stadt Linz
1973 Eintritt in die Meisterklasse für die Malerei bei
Prof. Alfons Ortner und Prof. Peter Kubovsky an der Hochschule für Gestaltung in Linz
1978 Diplomarbeit unter dem Thema „Figuren-Szenen”, Radierungen, Handzeichnungen
Seit 1987 Freischaffender Künstler
1981 Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft u. Forschung
1982 Talentförderungspreis des Landes OÖ, 2x Kiwanis Grafik-Preis
„Aufgrund meiner doch sehr intensiv gearteten zeichnerischen Vorgehensweise, dem immer wieder Überarbeiten
ganzer Bereiche eines Blattes, dem Auslöschen, dem Wegradieren ganzer Bildpartien gezeichneter Köpfe und Körper,
dem Setzen und Versetzen – und der Neupositionierung des Darzustellenden auf der Fläche – bin ich über die
Zeichnung einen weiteren Schritt hin zur Radierung gegangen. Dies erfordert aufgrund des Materials der zu bezeichnenden,
zu bearbeitenden Druckplatte ein noch stärkeres zeichnerisches Vorgehen in die Tiefe des Bildträgers, der
Druckplatte.
Auch hier vielleicht – noch stärker als in den Zeichnungen – dominiert ein langatmiges Vorgehen, welches von der
Materialität, Härte und Sperrigkeit der zu bearbeitenden Druckplatte (meist Zink oder Kupferplatte) bestimmt wird –
das Herausschälen einer Form. Es ist ein Setzen, ein Versetzen, eine Korrektur, ein Neuanfang: Strichbündel schichten
sich übereinander, eröffnen neue Schwärzen, neue Räume.
Die Radierung, das Tiefdruckverfahren, scheint mir eine weitere Möglichkeit und in manchen Fällen sogar eine Steigerung
zeichnerischer Möglichkeit zu sein: Hier der ganz spezifische Charakter der Linie einer Kaltnadelradierung
– oder auch die Strichätzung mit all ihren Variationsmöglichkeiten.
Meine zeichnerischen Bemühungen unterliegen meist ausschließlich einem Formfindungsprozess – eben in den
darzustellenden Köpfen und Körpern. Mich interessiert mehr dieses charakteristische Element an der Radierung,
weniger die vielfache Reproduzierbarkeit von gleichförmigen Drucken – wobei die technisch gediegene Handhabung
des Druckverfahrens überhaupt erst die Basis eines solchen radiertechnisch wie drucktechnischen Unterfangens darstellt.
Es ist hier in erster Linie der Prozess in der Entwicklung einer Radierplatte, eines Bildwerkes. Die von mir selbst
angefertigten Eigendrucke dokumentieren eine schrittweise formale Entwicklung, und sie dokumentieren auch deren
Verwerfung im Verlauf der sich entwickelnden Stadien. Ich sehe diese Arbeiten als künstlerische Artefakte einer gezeichneten
und radierten Zustandsbedingtheit, die parallel zum eigentlichen „wirklichen Leben“ verlaufen. Es geht
mir dabei um Gültigkeiten und nicht um einen endgültigen „Idealzustand“. Körper und Köpfe entstehen, definieren
sich im Raum, tauchen auf und verschwinden. Auf der Radierplatte werden sie ausgelöscht, überarbeitet und abgeschabt
– und neu gesetzt; in den Zustandsdrucken bleiben sie dokumentiert, erhalten. Wichtig ist mir die plastische
Intensität und Präsenz der gezeichneten Köpfe und Körper, sowie das Bestehen im Nebeneinander.“
(Wolfgang Hemelmayr)
„Wichtiger ist mir der Schaffensprozess in seiner Langatmigkeit und in diesem Bemühen, einer Sache nahe zu kommen. Keine End-, sondern gewisse Gültigkeiten, Zustände festzuhalten. Und Schönheit natürlich, die sich – da kommt man um große Worte nicht herum – über Wahrhaftigkeit, Authentizität oder einfach: das Echte definiert.“
Der in Königswiesen lebende Künstler Wolfgang Hemelmayr legt sein Hauptaugenmerk auf Körperstudien und Steinbruchzeichnungen. Die Werke des Künstlers sind in ihrer Kunstfertigkeit vollkommen ungekünstelt. Wo Hemelmayr Massen zu einer filigranen Architektur definiert, zeigen die Körper eine andere Präsenz: Gewicht, zeichnerisch materialisiert – als lägen sie für alle Zeiten so da und nie anders. Aspekte wie Licht, Materie und vor allem die Launenhaftigkeit der eigenen Wahrnehmung machen nicht nur diese beiden Themen unerschöpflich.
Das grafische Werk Wolfgang Hemelmayrs ist keine „leichte Kost“, bietet keinen einfachen Zugang, verschließt sich oberflächlicher Einordnung und ist geprägt von einer stark analytischen Arbeitsweise und einer ihr eigenen Ästhetik der Stärke, Tiefe und inneren Ruhe. Es ist grob vereinfacht ein Drei-schritt, der Hemelmayrs Arbeiten entstehen lässt. Denken – Sehen – Zeichnen, um diese drei Begriffe, um diese Arbeitsphasen geht es beim Tun des Künstlers, wobei ich das Denken bewusst an den Anfang dieser Trias gestellt habe. So sehr das Sehen auch im Zentrum bildnerischer Arbeit steht, so sehr gehen Hemelmayrs Arbeiten, seinen Skizzen, seinen Zeichnungen und vor allem seinen Kaltnadelradierungen die Gedanken voraus. Noch bevor ein Motiv im Sehen erfasst wird oder die Arbeit überhaupt losgelöst von konkreten Motiven passiert, wird das Bild gedacht, zwingen Gedanken zum Beginn einer Zeichnung, führen Gedanken den Arbeitsprozess und formen die Gedanken schließlich das entstehende Bild. Da wird dann auch sofort klar, dass dabei nicht leicht oder gar leichtfertig gearbeitet wird, da passieren keine formellen Spielereien, hier entsteht keine routinierte Renommee-Kunst, so quasi aus dem Handgelenk geschüttelt, hier wird nicht an der Oberfläche gekratzt – sondern im wahrsten Sinn des Wortes tief gepflügt. Man erkennt diese besondere Eigenart Hemelmayrs schon an seinen Steinbruch-Zeichnungen. Wie ein Schöpfer oder auch wie ein Handwerker, Chirurg oder Bauer bildet Hemelmayr nicht ab, sondern er baut, sät und erntet Neues. Er findet nicht, sondern ringt, schneidet, spaltet, hackt und pflügt sich in seine eigene Welt aus Gedachtem und Gesehenem. Er gliedert um, er gruppiert um, er setzt eigene Gewichte aus Schwarz und Weiß, aus Linie und Fläche und schafft künstlerische Objekte in neuen Räumen und Bezügen. Diese sehr analytische, forschende Arbeitsweise, mit der er an seine Zeichnungen herangeht, setzt sich auch in seinen Kaltnadelradierungen fort, ja steigert sich noch deutlich.
(Reinhard Mattes)
AUSSTELLUNGEN (Auswahl)
Ausstellungen u.a. Palais Liechtenstein Wien, Pinakothek Heraklion Kreta, Sezession Graz, Kunsthalle Abraxas
Augsburg, Galerie im Hofstöckl Linz, Landeskulturzentrum Ursulinenhof Linz, Hypo Galerie Linz OÖ Landesmuseum,
Schloss Hagenberg; Ausstellung und Katalogpräsentation im Stadtmuseum Linz Nordico,
Bruckmühle Pregarten, Galerie aller ART Bludenz, Kammerhofgalerie Gmunden,
2014 Galerie in der Schmiede Pasching.
2005 Berufsvereinigung der Bildenden Künstler OÖ
2005 Schloss Hagenberg OÖ2000 Kunsthalle Abraxas Augsburg BRD
1997 Pinakothek Heralklion Kreta
1995 OÖ Landesmuseum
1991 Berufsvereinigung der Bildenden Künste, Linz
1981 Galerie im Hofstöckl, Linz
Arbeiten befinden sich im Besitz des Bundesministerium für Unterricht und Kunst, Amt des OÖ Landesregierung,
OÖ Landesmuseum, Stadtmuseum Linz Nordico und in privaten Sammlungen.